Chemische Kastration Rüde

Chemische Kastration beim Rüden mittels Hormonchip:

Seit einigen Jahren ist mit Suprelorin® (Wirkstoff: Deslorelin) ein Medikament auf dem Markt, das für die chemische Kastration beim Rüden zugelassen ist. Hierbei wird ein 2,3x12mm großes Hormonimplantat (GnRH-Agonist) durch den Tierarzt unter die Haut appliziert. Dies erfolgt mittels einer speziellen Spritze meist zwischen den Schulterblättern. Das Medikament wird dort vom Körper langsam abgebaut und setzt dabei gleichmäßig einen GnRH-ähnlichen Stoff (Gonadotropin-Releasing-Hormon) frei.

Es gibt 2 Formulierungen des Präparates:

Die eine entfaltet ihre Wirkung über mindestens 6 Monate, die andere über circa 12 Monate.

Wann ist eine chemische Kastration sinnvoll?

Das größte Einsatzgebiet dieses Hormonchips liegt meiner Meinung nach bei Rüden mit Verhaltensproblemen. Mit Hilfe des Suprelorins® kann festgestellt werden, ob durch eine Kastration das problematische Verhalten beendet werden kann. Sollte das Fehlverhalten durch territoriales Verhalten bedingt sein, so bringt in diesem Fall die chemische Kastration keine Verbesserung und man kann damit dem Rüden eine unnötige chirurgische Kastration ersparen. Man kann in einem Mehrhundehaushalt testen, welchen Einfluss eine Kastration auf die Rangordnung und das Verhalten der Hunde im Rudel hat.

Der Einsatz von Suprelorin® ist auch bei Rüden sinnvoll, die aufgrund einer medizinischen Indikation oder anderen wichtigen Gründen kastriert werden sollen, bei denen aber das Operations- und Narkoserisiko sehr hoch ist, zum Beispiel weil sie herzkrank sind.

Wie wirkt der Wirkstoff Deslorelin?

Deslorelin ähnelt stark einem natürlichen Hormon, dem Gonadotropin-Releasing-Hormon. Dieses stimuliert die Produktion von Geschlechtshormonen. Dies führt zu Beginn zu einer verstärkten Ausschüttung von Testosteron und damit kann in dieser Phase auch das testosteronabhängige oft unerwünschte Verhalten/Sexualverhalten zunehmen. Da das Deslorelin aus dem Implantat dauerhaft freigesetzt wird, kommt nach einer Phase verstärkter Hormonproduktion eine sogenannte Downregulation, was bedeutet, dass die Hormondrüsen (hier die Hoden) die Produktion von Testosteron zeitweise einstellen. Spätestens nach 2-4 Wochen sinkt der Testosteronspiegel im Blut deutlich und 6-8 Wochen nach der Implantation des Medikaments sind die Hoden um circa ein Drittel verkleinert, was Ihnen als Besitzer anzeigt, dass die vollständige Wirkung des Medikaments erreicht ist.

Ist die Deck- und oder Befruchtungsfähigkeit eines Zuchtrüden nach dem Abklingen der Wirkung wieder völlig hergestellt?

Hat der Rüde Suprelorin® nur einmalig erhalten, so kann man dies mit einem eindeutigen Ja beantworten. Theoretisch ist die Befruchtungsfähigkeit des Rüden auch bei langfristigem Einsatz erhalten, aber es muss erwähnt werden, dass hierzu bisher noch keine ausreichenden Daten von größeren Patientenzahlen vorliegen.

Gesagt werden muss auch, dass die Wirkungsdauer beim einzelnen Rüden auch deutlich länger anhalten kann. Dies sollte man auf alle Fälle beachten für den Fall, dass ein Deckakt geplant ist.

Wann sollte Suprelorin® nicht angewendet werden?

Bei Tumorerkrankungen des Hodens und bei Rüden mit ein- oder beidseitigem Hodenhochstand (Kryptorchismus) sollte Suprelorin® nicht angewendet werden. Für diese Erkrankungen gibt es andere wirkungsvolle Therapien.

Sollte man sich in der Folge für eine chirurgische und damit endgültige Unfruchtbarmachung entscheiden, hat man den Vorteil, dass aufgrund der verminderten Hodengröße die Operationswunde kleiner ist.