Kastration weibl Kaninchen

Wer glücklicher Besitzer (hoffentlich) mehrerer Kaninchen ist und nur die zumindest paarweise Haltung ist wirklich artgerecht, der sollte sich zeitnah mit dem Thema Kastration beschäftigen.

Kastration geht weit über das simple Vermeiden von Nachwuchs hinaus. Gängige Lehrmeinung der Heimtierspezialisten ist, dass auch weibliche Kaninchen immer kastriert werden sollten. Bei weiblichen Kaninchen wird der Eisprung beim Deckakt durch die Berührung des Rammlers am Rücken der Häsin ausgelöst. Auch durch Streicheln des Tieres am Rücken kann ein Eisprung ausgelöst werden, was dazu führt, dass die Gebärmutter sich anbildet und sich auf eine Trächtigkeit vorbereitet. Durch diese wiederholte Stimulation ohne tatsächliche Trächtigkeit kann es zu massiven entzündlichen und sehr schmerzhaften Veränderungen der Gebärmutter kommen bis hin zur Gebärmuttervereiterung.

Vorteile der Kastration: 

  • Verhütung einer Trächtigkeit

Der häufigste Grund für eine Kastration und natürlich auch ein sehr wichtiger, da Kaninchen sehr vermehrungsfreudig sind.

  • Vermeidung von Gebärmuttererkrankungen

Wie bereits oben angeführt sind Gebärmuttervereiterungen recht häufig bei älteren Kaninchendamen, aber auch Gebärmutterkrebs (Adenokarzinome) kommt bei manchen Kaninchenlinien häufig vor. Dem kann durch eine Kastration in jungen Jahren erfolgreich entgangen werden.

  • Vermeidung von Erkrankungen des Gesäuges

Die nicht selten vorkommende Krebserkrankung des Gesäuges ist ein weiterer wichtiger Grund für eine Kastration. Bei kastrierten Häsinnen fällt der negative hormonelle Einfluss auf das Gesäuge, der zur Tumorbildung führt, weg. Diese Tumorerkrankungen werden in der Praxis häufig erst vorgestellt, wenn bereits Metastasen (Tochtergeschwulste) in der Lunge bestehen, dann jedoch kommt für die betroffenen Häsinnen jede Hilfe zu spät.

  • Vermeidung von Eierstocksveränderungen

Intakte Kaninchendamen entwickeln im Laufe ihres Lebens nicht selten zystische oder auch bösartige Veränderungen der Eierstöcke

  • Vermeidung einer Scheinträchtigkeit

Häufige Scheinträchtigkeiten stellen eine Belastung für das Tier dar und erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Gebärmutterproblematiken. Das damit verbundene Nestbauverhalten kann auch für das Partnertier eine Belastung darstellen, wenn diesem dafür ebenfalls Haare ausgerissen werden

  • Vermeidung aggressiven Verhaltens gegenüber Artgenossen aber auch gegenüber dem Halter

Viele Kaninchendamen legen nach Erreichen der Geschlechtsreife ein hochgradig aggressives Verhalten an den Tag und stressen dadurch nicht nur ihre Stallgenossen, die zum Teil gefährliche Bisse erleiden, auch Besitzer sind nicht sicher vor Angriffen. Es ist nicht sicher geklärt, ob hormonelle Veränderungen allein zu dieser Aggressivität führen oder, ob auch Schmerzen durch die oben beschriebenen chronischen Gebärmutterveränderungen zu diesem unerwünschten Verhalten führen. Die Kastration schafft aber in den meisten Fällen effektive Abhilfe.

Nachteil der Kastration: 

Hauptsächlich kann hier das Narkoserisiko angeführt werden. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass durch verbesserte Narkoseformen dieses Risiko in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist. Allerdings ist es immer noch höher als bei Hund oder Katze.

Der Einwand, dass es tierschutzrechtlich nicht in Ordnung ist pauschal alle Tiere zu kastrieren, gilt meiner Meinung nach nicht bei Kaninchen, da hier eindeutig eine medizinische Indikation vorliegt.

Der optimale Zeitpunkt für diesen Eingriff liegt beim weiblichen Tier so circa zwischen dem 8.  und 12. Lebensmonat, da sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel Fett in der Bauchhöhle und der „Aufhängung“ der Eierstöcke und der Gebärmutter eingelagert hat, so dass der Eingriff leichter durchzuführen ist und auch in diesem frühen OP-Zeitpunkt nur die Eierstöcke entfernt werden müssen, da die Gebärmutter nur bei älteren Tieren entfernt wird. Bei in diesem jungen Alter kastrierten Häsinnen ist die Gebärmutter kaum hormonellen Einflüssen ausgesetzt, so dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sie verändert ist. Kastriert man die Kaninchendamen erst später so sollte die Gebärmutter mit entfernt werden.

Der Op-Tag: 

Am Tag der Operation bringen Sie Ihr Tier zum verinbarten Zeitpunkt in die Praxis. Die Tierärztin führt eine kurze Allgemeinuntersuchung durch, ob das Tier narkosefähig ist und Sie unterschreiben die Narkoseeinwilligung. Anders als Hund und Katze darf ein Kaninchen nicht nüchtern sein. Die Tier sollten wegen ihres empfindlichenVerdauungssystems auch gleich nach dem Aufwachen wieder fressen. Es empfiehlt sich, etwas von dem bekannten Futter von daheim mitzubringen.

In der Regel gehen die Tiere spätestens am Nachmittag, wenn wir eine Futteraufnahme beobachten konnten nach Hause. Insofern es dem Tier gut geht erfolgt eine Kontrolle 10 Tage nach dem Eingriff.

Wichtig ist es die Tiere am Tag der Operation warm zu halten und die Futteraufnahme gut zu beobachten. Wenn das Kaninchen für längere Zeit nichts fressen sollte, ist eine Zwangsfütterung nötig. Hierzu beraten wir sie gerne falls nötig.